Samstag, 07 Oktober 2023 16:14

Pressemitteilung: Bündnis Stuttgart laufd nai zieht 6-Jahres-Bilanz – Fortschritte erkennbar, doch mehr Dynamik erforderlich

Nach rund 6 Jahren zieht das Bündnis Stuttgart laufd nai Bilanz über die Umsetzung der „Lebenswerten Stadt für alle“:

„Gefühlt dauert alles viel zu lange, die Fortschritte im Stadtbild sind bis jetzt eher Stückwerk“, kritisiert Friederike Votteler, Sprecherin des Bündnisses und Vertreterin der Naturfreunde Radgruppe. Daher war eine eingehendere Analyse erforderlich, denn der betreffende Innenstadtbereich umfasst eine Vielzahl unterschiedlicher Straßen, Plätze, Parkbauten, Wohn- und Geschäftsgebäude sowie den Oberen Schlossgarten.

Insgesamt summiert das Plangebiet fast 22 km Straße und Fußwege innerhalb des Cityrings, ca. 10.000 Parkhaus-/Tiefgaragen-Stellplätze, ca. 400 reguläre PKW-Stellplätze im öffentlichen Raum sowie ca. 300 Stellplätze mit Sondernutzungsrechten.

Da die Parkhäuser und Tiefgaragen insgesamt zu keiner Zeit ausgelastet sind, zeichnete sich bereits auf Basis der Untersuchungen der Planersocietät ab, dass die oberirdischen Stellplätze im öffentlichen Raum rechnerisch nicht benötigt werden. Diese Flächen könnten schnell für eine menschenfreundliche und klimaangepasste Umgestaltung der City herangezogen werden.

Auf Basis der Auswertung von Luftbildaufnahmen aus 2017, der verkehrsplanerischen Grundlagenuntersuchung aus 2020 sowie einer Bestandsaufnahme im Mai 2023 ermittelten Philipp Lang, Mitglied des Bezirksbeirats Mitte und engagiert im Bündnis, sowie Marianne Kreichgauer, Vertreterin des Fuß e.V. bei Stuttgart laufd nai, den realen Umsetzungsstand:

Insgesamt wurden in 6 Jahren etwas mehr als 1.600 qm neue lebenswerte Fläche geschaffen. Das entspricht ca. 150 oberirdischen Parkplätzen. Darüber hinaus wurde flächendeckend Tempo-20 angeordnet. Die Eberhardstraße ist nun weitgehend autofrei, und die erfolgreiche Belebung durch temporäre Maßnahmen wie Baumtröge spürbar. Ebenso ist die Umgestaltung des Rathausareals inzwischen abgeschlossen. Zudem sind Interimsmaßnahmen an der Dorotheenstraße und ein Verkehrsversuch in der Lauterschlagerstraße in der Umsetzung.

35,6% der insgesamt für die Revitalisierung der City zur Verfügung stehenden Fläche wurden von der Stadtverwaltung seit 2017 lebenswert umgestaltet. Bei gleichbleibender Geschwindigkeit sind jedoch noch weitere 18 Jahre erforderlich, bis alle in Frage kommenden Maßnahmen realisiert sind.

Philipp Lang lobt die ersten Umsetzungsschritte, kritisiert jedoch den Schwergang: „Stuttgart schleicht nai. Eine Erhöhung des aktuell im Haushalt hinterlegten Projektetats und eine weitere Planstelle sind dringend erforderlich, um die Lebenswerte Innenstadt voranzubringen“. Im Haushaltsplanentwurfs des Oberbürgermeisters sind aktuell in 2024 1,6 Million Euro, und in 2025ff je 1 Million Euro vorgesehen.

Das Fazit ist also, dass Fortschritte zu verzeichnen sind, doch trotzdem ist das Ergebnis ernüchternd. Marianne Kreichgauer betont: „Wenn die Stadt ihr ambitioniertes Ziel zur Klimaneutralität 2035 erreichen will, dann ist das an den Tag gelegte Tempo der Umsetzung bei weitem nicht ausreichend. Auch gilt es illegales Parken in der City wirksam zu unterbinden und endlich das Ordnungsamt in die Verantwortung zu ziehen.“

Das Bündnis Stuttgart laufd nai bleibt weiterhin am Ball und wird seine Aktivitäten verstärken, damit der Zielbeschluss von 2017 zur „Lebenswerten Stadt für alle“ tatsächlich in absehbarer Zeit auch zealisiert wird.

Christoph Ozasek, Sprecher im Bündnis und amtierender Stadtrat, nimmt Bezug auf die Landeshauptstadt Hannover und den dort anlaufenden Prozess zur autobefreiten Innenstadt: „Was Oberbürgermeister Belit Onay in sieben Jahren zustande bringen will, sollte Stuttgart anspornen, schneller in der Umsetzung zu werden. Konkret müssen jetzt die Mittel für die bauliche Umsetzung der Versenkpoller in den Haushalt aufgenommen werden, um die City wirksam vor einfahrenden Fahrzeugen zu schützen. Zudem erwarten wir endlich die Beauftragung einer begleitenden Potentialanalyse für Stadtbäume, damit die Innenstadt für klimawandelbedingte Hitzewellen gewappnet ist.“

Mit Blick auf die stockende Umsetzung der Nesenbach-Frischwasserleitung betont Ozasek: „Das Stadtplanungsamt muss endlich aus dem Tiefschlaf erwachen und die stadtgestalterischen Chancen des Nesenbachs eingehend untersuchen. Wasser belebt und begeistert, schafft familienfreundliche Begegnungsräume, das erleben wir über die Sommermonate auf dem Marktplatz.“


Im Bündnis Stuttgart laufd nai engagieren sich seit Jahren eine Vielzahl von Initiativen, Verbänden und Parteien für eine lebenswerte Stadt für alle. Auf der Internetseite www.stuttgart-laufd-nai.de sind sie aufgelistet. Mit dem Zielbeschluss des Gemeinderats vom 26. Juli 2017 wurden wesentliche Schritte hin zu einer attraktiveren Innenstadt beschlossen. Der für die Umgestaltung in Frage kommende Bereich der Innenstadt wird begrenzt durch den Cityring. Entsprechende Finanzmittel zur Realisierung des Zielbeschlusses wurden bereits mit dem Doppelhaushalt 2018/2019 bereitgestellt.

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